UKW @DL de:DL8RJ 22.10.99 18:02 0 14742 Bytes UKW-DX: Tips zur Betriebstechnik. *** Bulletin-ID: 22A922DB0END *** Read: 6 Path: DB0SIF!DB0FHK!DB0SGL!DB0END Sent: 991022/1424z @:DB0END.#NRW.DEU.EU [Mailbox DB0END ] $:22A922DB0END de DL8RJ @ DB0END.#NRW.DEU.EU (Ralf) to UKW @ DL Gute Betriebstechnik bringt den Erfolg Fehler und deren Beseitigung Praktische Hinweise Ein erfahrener UKW-DXer hat mir nach meiner Lizenzierung einmal gesagt: "Eine gute Betriebstechnik ist oftmals besser als 100 Watt Sendeleistung." Diese Aussage ist richtig, denn mit guter Betriebstechnik kann man wirk- lich viel erreichen. Es ergeben sich aber folgende Fragen: - Was ist ueberhaupt eine "gute" Betriebstechnik ?- - Wer und wie beurteilt man die Betriebstechnik eines Funkamateurs ?- Hierzu koennte man stundenlange ]berlegungen anstellen, aber man wird nur zu einem sehr schwammigen Ergebnis kommen. Im Rahmen von Lizenzkursen wird uns dieser Bereich ueberwiegend theoretisch vermittelt, aber neben den einschlaegigen Vorschriften, ist es auch eine Frage des persoenlichen Geschmacks. Letztendlich koennte man, annaehernd, zu folgendem Schluss kommen: ************** Betriebstechnik ist die Faehigkeit, dass technische Leistungsvermoegen der kompletten Stationsausruestung, kombiniert mit einer korrekten, sicheren und schnellen Betriebsabwicklung des Operators, in die Praxis umzusetzen. ************** Natuerlich sind am Anfang viele Dinge ungewohnt, und es muss sich erst eine gewisse Routine einstellen. Mancher Newcomer hat vielleicht auch die "Mikrofonangst" noch nicht ueberwinden koennen und ist noch nicht sicher, im Umgang mit der eigenen Station. Grundkenntnisse der englischen Sprache sollten vorhanden sein, um mindestens ein Standard-QSO abzuwickeln zu koennen. Allerdings sollte man hier ein Sprachproblem auch nicht ueberbewerten. Auch erfahrene DXer haben einmal mit dem Hobby angefangen und sind dem Newcomer in vielen Dingen behilflich. Hier gilt der alte Spruch : "]bung macht den Meister." Das Wichtigste dabei ist das Beobachten und das Zuhoeren auf den Frequen- zen. Das Verhaeltnis Empfang / Senden liegt etwa bei 5:1. Durch Zuhoeren lernt man die Gepflogenheiten auf dem Band kennen. Gebraeuchliche Rede- wendungen und Abkuerzungen des CB-Funks werden im allgemeinen nicht gerne gehoert. Sie sind daher besser zu vermeiden. Ich will hier keine "Bedienungsanleitung" fuer den erfolgreichen DX-Betrieb in SSB niederschreiben, sondern lediglich Impulse und Anregungen vermitteln. Auf einige grundlegende Fehler, die bei der Betriebstechnik immer wieder gemacht werden, moechte ich hier jedoch noch etwas naeher eingehen: Die Anruffrequenz (144,300 MHz) Wie der Name es bereits deutlich sagt, handelt es sich hierbei um eine Anruffrequenz. Funkverbindungen sollten hier nicht gefuehrt werden. Oftmals ist man selbst der Meinung, dass man auf dieser Frequenz bleiben koennte, weil auf dem Band ja nichts los ist. Dieser Eindruck ist jedoch falsch, denn mit der eigenen Antenne kann man eben nicht alles hoeren. Allein die Antennenrichtung und der Standort, vermitteln einem nur einen subjektiven Eindruck, vom Geschehen auf dieser Frequenz. Vielleicht ruft ja gerade auf dieser Frequenz eine seltene DX-Station, die man selbst nicht aufnehmen kann. Anderen OM wird aber die Chance genommen, diese Station zu erreichen, wenn auf der Anruffrequenz ein QSO gefuehrt wird. Und wenn ein DXer gerade Jagd auf ein neues Grossfeld macht, dass er noch nicht erreichen konnte, ist eine derartige Frequenzbelegung absolut unangebracht. Leider konzentriert sich der Funkbetrieb sehr stark auf und in der Naehe der Anruffrequenz. Bei grosser Aktivitaet auf dem Band ist es sinnvoller ausserhalb der Anruffrequenz einen Anruf zu starten oder die Frequenzen nach rufenden Stationen abzusuchen. Bevor man aber auf der Anruffrequenz einen eigenen Anruf startet, ueber- zeugt man sich ob die Frequenz frei ist. Eine kurze Nachfrage reicht: "Ist die Frequenz frei ?" Danach wartet man, ob sich jemand meldet. Wenn nicht, kann man nun mit dem eigentlichen Anruf beginnen. Hinweis: -Keine Abstimmversuche auf dieser Frequenz. -Vor dem eigenen CQ-Ruf pruefen, ob die Anruffrequenz frei ist. -Frequenzwechsel machen auf eine freie Arbeitsfrequenz, wenn die Verbindung aufgebaut wurde und stabil ist. -Derjenige, der CQ gerufen hat, schlaegt in der Regel eine Frequenz fuer einen Frequenzwechsel vor. -Es lohnt sich, auch ausserhalb der Anruffrequenz einen CQ-Ruf zu starten. Die Arbeitsfrequenz Es ist ratsam, sich vor einem Frequenzwechsel schon eine Frequenz auszusuchen, auf der man ein QSO fortsetzen kann. Man muss vor einem CQ-Ruf das Band absuchen. Trotzdem ist bei einem QSY von der Anruffrequenz damit zu rechnen, dass diese Frequenz belegt sein kann. Bevor man hier das Gespraech weiterfuehrt, muss man sich ueberzeugen, ob sie auch frei ist. Auch hier reicht eine kurze Nachfrage: "Ist die Frequenz frei ?" Gerade bei grosser Aktivitaet auf dem Band ist es nicht immer leicht, eine freie QRG zu finden. Die Arbeitsfrequenz sollte auch nicht unter +- 10 kHz von der Anruffrequenz entfernt sein. In Ballungsgebieten gibt es sonst Probleme mit benachbarten Stationen. Es kommt zu Stoerungen in der Naehe der Anruffrequenz, und der [rger ist praktisch vorprogrammiert, weil an- dere Stationen durch die Bandbreite des Signals, im naeheren Bereich, nichts mehr hoeren koennen. Hinweis : Als Arbeitsfrequenz schon vorher eine freie Frequenz aussuchen. Bevor das QSO weitergefuehrt wird, fragen, ob die Frequenz auch frei ist. Ausreichenden Abstand von der Anruffrequenz halten. Wem "gehoert" die die Arbeitsfrequenz? Derjenige, der eine Frequenz fuer einen Frequenzwechsel vorschlaegt kann, nach Beendigung des Funkverkehrs, diese Frequenz weiter benutzen. Wenn man hier ein QSO mit einer der beteiligten Stationen machen will, empfiehlt es sich, erneut einen Frequenzwechsel vorzunehmen. Man kann auch hoeflich anfragen, ob man die Frequenz fuer eine Verbindung benutzen kann, sollte sich aber dann recht kurz fassen. Es ist sehr unhoeflich, einfach eine QRG zu besetzen. Hinweis : Abklaeren, wem die Frequenz "gehoert" und eventuell Frequenzwechsel machen. Der eigene CQ-Ruf Gerade auf der Anruffrequenz ist haeufig zu beobachten, dass mehrere Stationen aus einem Locator-Grossfeld zur selben Zeit rufen. Es ist unhoeflich und verspricht keinen Erfolg, auf dieser Frequenz zu rufen, wenn bereits eine andere Station ihr Glueck versucht. Hinweis: Nur rufen, wenn die Anruffrequenz wirklich frei ist, sonst auf einer anderen, freien Frequenz rufen. Antworten auf rufende Stationen Beispiele: Sie hoeren DL7XYZ aus Muenchen cq DX rufen. -Antworten Sie bitte nur, wenn Sie mindestens 500 Km entfernt sind. Sie hoeren DG1ABC in Richtung Sueddeutschland rufen. -Antworten Sie bitte nur, wenn Sie sich auch in Sueddeutschland befinden. Sie hoeren F1XYZ mit folgendem Anruf: CQ dx SP. CQ DX SP. CQ long distance this is........." -F1XYZ sucht eine DX-Verbindung mit Polen und moechte nicht von Stationen aus anderen Laendern angerufen werden. Hinweis: Auf Anrufe nur antworten, wenn man die gestellten Bedingungen auch er- fuellt. Allgemein werden Verbindungen ueber mehr als 500 km, im VHF-Be- reich, als DX-Verbindung bezeichnet. (DX bei UHF= mehr als 400 km) Sie erhalten Antwort auf Ihren eigenen CQ-Ruf Wenn Sie selber zum Beispiel nach England aeCQ-DX" gerufen haben und von einer Station aus Holland Antwort bekommen, liegt es natuerlich im eigenen Ermessen, ob Sie mit dieser Station eine Funkverbindung haben moechten. Ein kurzer Rapport und ein freundlicher Hinweis, dass man nach England arbeiten moechte, sind hier ausreichend oder man faehrt halt doch ein QSO. Das muss jeder fuer sich selbst entscheiden. Bei guten Ausbreitungsbe- dingungen sind solche Antworten auf einen DX-Ruf verstaendlicherweise etwas stoerend. Entsprechendes gilt fuer alle anderen Anrufe auch, die gestellte Bedingungen nicht erfuellen. Mikrofonuebergabe im QSO Oftmals wird aus Unerfahrenheit oder Bequemlichkeit auf eine Mikrofon- uebergabe verzichtet. Fuer die Gegenstation ist dann nicht festzustellen, ob man noch spricht oder vielleicht nur eine kurze Sprechpause macht. Im SSB-Verkehr ist eine vernuenftige Mikrofonuebergabe unerlaesslich. Es gibt Funkfreunde, die ploetzlich die PTT-Taste am Mike loslassen. Bei groesseren Entfernungen und QSB wird die Verbindung dann recht schwierig. Es kann sein, dass gedoppelt wird oder die Verbindung im QSB verlorengeht. Fuer kurze Unterbrechnungen und Rueckfragen oder auch bei Contesten, ist ein eingebauter sogenannter ROGER-PEEP hilfreich. Hinweis: Eine ordentliche Mikrofonuebergabe am Ende eines Durchgangs mit Nennung der Rufzeichen muss sein. Ausnahme: Kurze Rueckfragen Verzicht auf einen Anruf Folgende Situation: Sie bemerken auf einer Frequenz ein QSO zwischen einer deutschen und einer englischen Station. Die englische Station koennen sie aber nicht hoeren, obwohl Sie versucht haben, Ihre Antenne auszurichten. Das QSO geht zu Ende, und die deutsche Station verabschiedet sich. Sie hoeren jetzt, dass weitere Stationen nach dieser englischen Station rufen. Sie selbst koennen diese Station aber immer noch nicht hoeren. Hinweis: Es macht keinen Sinn, jetzt auch nach dieser Station zu rufen. Grund- saetzlich sollte man in einer solchen Situation nur nach Stationen rufen, die man auch wirklich hoert. Man stoert mit einem solchen Anruf nur die OM, die diese DX-Station in England auch hoeren koennen. Oft hat bereits schon ein neues QSO begonnen. Wenn man selber nichts hoert, hat man auch keine Chance, eine Antwort zu erhalten, hoechstens einen gewaltigen Anpfiff von den Stationen, die noch auf der QRG sind. Man kann hier nur abwarten, ob sich die Bedingungen bessern und das Signal aus dem QSB herauskommt. Resultat: Nur nach Stationen rufen, wenn man sie auch hoeren kann. Stoerungen des laufenden Funkverkehrs vermeiden. Die Frequenz beobachten und warten, ob die Bedingungen sich vielleicht bessern. Eventuell richtet die DX-Station die Antenne ja noch genauer aus. Dann kann man immer noch ein QSO fuehren. Aber hier muss man geduldig sein und auch mal akzeptieren, dass es viel- leicht nicht zu einer DX-Verbindung kommen wird. QRZ ? Die Abkuerzung QRZ wird oft nicht richtig angewendet, daher entstehen oft Irrtuemer und Verwirrungen. "QRZ ?" wird nur gerufen, wenn man selber angerufen wird, aber das Call der anrufenden Station noch nicht richtig verstanden hat. Zum Beispiel bei schwachen Signalen mit QSB, die teilweise im Rauschen untergehen oder bei Stoerungen durch starke Aktivitaet auf einer Frequenz. Hinweis: Abkuerzungen, wie Q-Gruppen, richtig und sinnvoll einsetzen. ===================================================================== Anpassung der Betriebstechnik an die Aktivitaet auf dem Band. Bei wenig Aktivitaet ist ein eigener CQ-Ruf nur sinnvoll, wenn er auch lang genug ist. Es reicht nicht, nur einmal kurz zu rufen. Er sollte mindestens 30 Sekunden dauern, damit er auch von Stationen gehoert werden kann, die gerade das Band absuchen. Wenn er zu kurz ausfaellt, besteht die Moeglich- keit, dass er ueberhoert wird, weil die Gegenstation in der Sendepause ueber die Frequenz hinwegdreht und deshalb den Ruf nicht hoeren wird. Bei grosser Aktivitaet auf dem Band muss der Anruf nicht mehr so lang sein. Wenn seltene DX-Stationen QRV sind, denken Sie bitte auch an andere OP, die diese Station noch erreichen moechten. Laengere, ausschweifende QSOs sind dann nicht angebracht. In der Regel werden dann nur noch die wich- tigsten Daten ausgetauscht (Call, RST, Locator, Name). Hier muss man bedenken, dass sich die Bedingungen sehr schnell aendern koennen. Durch eine schnelle Betriebsabwicklung wird erreicht, dass moeglichst viele Stationen Gelegenheit bekommen, eine DX-Station zu er- reichen. Zur besseren Verstaendigung sollte man immer die internationale Phonetik (Buchstabieralphabet) verwenden und auf "Phantasie-Abkuerzungen" verzichten. (H = Hotel und nicht Honolulu / X = X-ray und nicht Xantippe etc.) Das "pile up" Wer die Moeglichkeit hat, Freqenzen auf den Kurzwellenbaendern abzuhoeren wird oefters schon erlebt haben, dass manche Betriebsabwicklung, auch in Stress ausarten kann. Wenn hier Stationen aus seltenen Laendern aktiv werden, kann man sehr oft ein "pile up" beobachten. Manchmal artet das in eine wilde und unkontollierte Schreierei aus, die wenig Sinn hat. Man konnte das sehr gut Beobachten als, vor einigen Jahren, dass Land Albanien vom Amateurfunk erschlossen wurde. Auf den UKW-Baendern kommt es ebenfalls zu diesen "pile ups", wenn die troposphaerischen Ausbreitungsbedingungen sehr gut sind oder sogar Aurora- beziehungsweise Es-Ausbreitungen moeglich sind. Hier muss man wirklich einen kuehlen Kopf bewahren und intensiv die Betriebsabwicklung der jeweiligen DX-Station beobachten. Um hier zum Zuge zu kommen, muss man Ausdauer haben und im entscheidenden Moment rufen, ohne andere Funkfreunde in einem laufenden QSO zu stoeren. Der Anruf sollte dann auch nicht zu lang gestaltet werden. Ferner gehoert auch eine Portion Glueck dazu, um sich in einem "pile up" durchzusetzen. Besonders dann, wenn man nur eine geringere Sendeleistung zur Verfuegung hat, ist der Aufbau einer Verbindung schwieriger. Aber gerade DX-Stationen hoeren auf leisere Signale und auch mit einer geringeren Sendeleistung hat man hier gute Chancen, eine weite Verbindung zu taetigen. Diese DX-Stationen sind technisch oft sehr gut ausgeruestet. Bereits am Anfang hatte ich geschildert, dass die komplette Ausruestung der Gegenstation einen wesentlichen Beitrag liefern wird, wenn groessere Entfernungen zu ueberbruecken sind. Aus meiner eigenen Erfahrung heraus, kann ich das nur bestaetigen. ============================================== Vy 73 es 55 de Ralf DL8RJ @ DB0END