UKW @DL de:DL8RJ 23.10.99 08:24 0 12292 Bytes UKW-DX: Tropo-Ausbreitung. *** Bulletin-ID: 23A901DB0END *** Read: 5 Path: DB0SIF!DB0FHK!DB0SGL!DB0END Sent: 991023/0751z @:DB0END.#NRW.DEU.EU [Mailbox DB0END ] $:23A901DB0END de DL8RJ @ DB0END.#NRW.DEU.EU (Ralf) to UKW @ DL Kleine Wetterkunde / Tropo-Ausbreitung fuer den UKW-DXer. Unter bestimmten Voraussetzungen haben Wetterverhaeltnisse erheblichen Einfluss auf die Ausbreitungsbedingungen auf den VHF- und UHF- Frequenz- bereichen. Mit etwas ]bung kann man nach einiger Zeit eigene Prognosen ueber die Ausbreitungsbedingungen erstellen und somit moegliche DX-Chancen erkennen und ausnutzen. Folgende Wetterlagen koennen hier Einfluss haben: Ein heranziehendes Hochdruckgebiet Zwischenhocheinfluss Troposphaerische ]berreichweiten durch Temperaturumkehrung (Inversionswetterlagen) -Hoeheninversionen -Bodeninversionen -Advektionsinversionen -Absinkinversionen Die Wettervorhersage im TV gibt nur wenig Aufschluss ueber die DX- Moeglichkeiten. Besser ist es, wenn man Wetterkarten aus der Zeitung zur Verfuegung hat, auf denen die Isobaren (Linien gleichen Luftdrucks) eingezeichnet sind. Entlang dieser Isobaren sind oftmals gute Bedingungen zu beobachten, wenn ein Hochdruckgebiet heranzieht. Aufschluss ergibt hier das Abhoeren des Bakenbandes oder die Beobachtung der SSB Frequenzen in den entsprechenden Richtungen. Es lohnt es sich in jedem Fall, die Funkwetterberichte in den diversen Rundspruechen abzuhoeren. Hier werden sehr oft Hinweise auf gute Aus- breitungsbedingungen gegeben (Nordrhein-Ruhrgebiet-News). Wetterkarten bei der Wettervorhersage im Fernsehen sind leider nicht so genau und geben nur einen allgemeinen ]berblick. Fallen hier allerdings die Begriffe Temperaturumkehrung oder Inversionswetterlage, sollte das Band und Baken beobachtet werden. Oftmals wird auch der Begriff austausch- arme Wetterlage benutzt. Ein weiteres Indiz fuer Tropo-Bedingungen ist, wenn von hoeheren Temperaturen auf Berggipfeln gesprochen wird und die Temperaturen in Tallagen dagegen niedriger sind. Auch wenn im Fernsehen eine Einblendung erfolgt, dass der Empfang wegen ]berreichweiten auf Grund der Wetterlage beeintraechtigt werden kann, sollte man das Funkgeraet einschalten und auf die Aktivitaeten achten. Wenn eine solche Meldung erfolgt, sind die Bedingungen mit grosser Sicherheit gut. Wir Funkamateure freuen uns ueber die ]berreichweiten und die kommerziellen Anbieter haben Probleme mit ihren Systemen. Wetterkarten und Isobaren Oftmals verlaufen diese Isobaren von Westdeutschland bis hinueber nach England und weiter nach Irland. Je gradliniger sie verlaufen, desto groesser sind Chancen auf gute Bedingungen. Auf einem Barometer kann man dann den langsam ansteigenden Luftdruck beobachten. Die Bedingungen nehmen ab, wenn das Hoch herangezogen ist und der Luftdruck nicht weiter steigt. Diese ]berreichweiten halten meistens laenger an (1 Tag und laenger), und Verbindungen ueber 500 km und mehr sind auch mit kleiner Sendeleistung durchaus moeglich. Ursache fuer diese guten Bedingungen sind tropos- phaerische ]berreichweiten. Wenn sich zwischen zwei grossen Tiefdruckgebieten ein Zwischenhoch bildet, kommt es ebenfalls oftmals zu sehr guten Ausbreitungsbedingungen. Diese Ausbreitungsbedingungen sind zwar oft sehr gut, halten aber meistens nur fuer einige Stunden an, weil diese Hochdruckgebiete nicht von langer Dauer sind. Sie bauen sich sehr schnell wieder ab. Auch hier sind die Bedingung- en nur in bestimmte Richtungen ausgepraegt. Hinter einem abziehendem Tiefdruckgebiet kommt es besonders im UHF-Bereich entlang der abziehenden Front kurzfristig zu sehr guten Bedingungen. Diese halten meistens nur fuer sehr kurze Zeit an. Manchmal normalisieren sich die Bedingungen schon nach kurzer Zeit. Die Signale sind oft mit starkem QSB behaftet. Bei ausgepraegten Inversionen sind die Signale der DX-Stationen mit einem sehr schnellen Faiding behaftet. Sie werden daher von erfahrenen DXern schnell als Signale von DX-Stationen erkannt, weil diese Signale eine Charakteristik haben, die typisch ist, wenn starke Bandoeffnungen auf- treten. -Hoeheninversionen Hoeheninversionen koennen manchmal mehrere Tage anhalten, weil sie oft sehr stark ausgepraegt sind. Die Troposphaere erstreckt sich von 0 - 10 km Hoehe. Das ist der Bereich, in dem unser Wetter stattfindet, in dem also Wolken, Regen, Wind, Hoch- und Tiefdruckgebiete vorhanden sind. Hoeheninversionen sind oftmals nur durch Bandbeobachtung zu erkennen. Bei diesen Bedingungen kommt es in einer Hoehe von etwa 800-2000 Metern zu einer Temperaturumkehrung. Normalerweise nimmt ja mit aufsteigender Hoehe die Temperatur ab. Wenn sich nun eine warme Luftschicht ueber eine kalte Luftschicht legt, spricht man von einer Temperaturumkehrung, die besonders bei Windstille sehr lange anhalten kann (austauscharme Wetterlage). Je hoeher diese Inversion liegt, desto groessere Reichweiten werden durch die Reflexion der Funkwellen, an diesen Schichten, erzielt. Langanhaltende Inversionswetterlagen bilden sich sehr oft waehrend des Winterhalbjahres und treten verstaerkt in topographischen Muldenlagen auf. Die Dicke einer solchen Schicht betraegt etwa 100-500 Meter. Von einem hohen Standort sind sie manchmal mit dem blossen Auge zu erkennen. Merkmale sind hier ausgepraegte Nebelfelder oder Dunstschichten in Boden- naehe, darueber strahlender Sonnenschein mit angenehmer Temperatur in hoeheren Lagen im Vergleich zur Talsohle. Die Inversionsschicht ist zwischen diesen beiden Schichten manchmal als schwarzer Strich zu erkennen, der aussieht, als wenn er mit einem Lineal gezogen waere. Man sieht dann deutlich eine sehr scharfe Abgrenzung dieser beiden unterschiedlichen Luftschichten. Auch nach langen und schoenen Sommertagen bei einer stabilen Hochdrucklage ist nach Sonnenuntergang mit auftretenden Inversionen zu rechnen. Die Luft in Bodennaehe kuehlt dann ab, waehrend die Luft in der Hoehe noch waermer ist. Diese Schichten bilden sich unterschiedlich aus und koennen mehrere Stunden oder bis zum kommenden Tag anhalten. Die Sonne loest meist diese Inversionsschichten am kommenden Tag wieder auf. Sie werden prak- tisch weggeheizt wenn die Sonne wieder stark scheint. Am 5.08.1995, waren zum Beispiel in den Vormittagstunden, Verbindungen von DL nach G, GD, GW, GM, EI und GI auf 144 Mhz moeglich. Die Signalstaerken waren ausgezeichnet, und nicht selten wurden S 9 - Rapporte ausgetauscht. Gegen Mittag loeste sich diese Schicht aber auf, und die Bedingungen waren wieder normal. Auf den Relais im FM-Bereich kam es zu erheblichen Stoerungen, weil die Relaisstationen sich gegenseitig ueberlagerten. Weil im Winter die Sonne oftmals nicht stark genug ist, um diese Schichten aufzuloesen, koennen solche Inversionen zur Freude aller Dxer ueber mehrere Tage anhalten. Im Winterhalbjahr verhaelt es sich mit den verschiedenen Luftdruckgebieten umgekehrt als im Sommer. Ein Tiefdruckgebiet bringt dann warme Luftschicht- en heran, die mit Niederschlaegen verbunden sind. Ein Hochdruckgebiet hat kalte Temperaturen (Frost) zur Folge, also sternenklare Naechte bzw. Sonnenschein und wenig Bewoelkung. -Bodeninversionen Bodeninversionen bilden sich oft bei Nebellagen am spaeten Nachmittag aus. Im Sommer ist verstaerkt damit zu rechnen. Nach intensiver Sonneneinstrahl- ung treten sie sehr haeufig auf. Diese Inversionen liegen nur wenige hundert Meter ueber dem Boden, und daher sind die Reichweiten meist nicht so gross. Sie sind auch meistens nicht so weit ausgedehnt. Daher ist hier nur mit guten Reichweiten im mittleren Bereich zu rechnen. Im Umkreis von ca. 300-400 km sind die Signale sehr stark, aber darueber hinaus geht es meist nicht. Auch diese Inversionsschichten werden meistens durch die Sonne am folgenden Tage wieder aufgeloest und treten dann abends wieder auf. Sie koennen aber in Bodennaehe bei austauscharmer Wetterlage laenger, bis zu einigen Tagen, anhalten, wobei man dann nur von "leicht angehobenen Bedingungen" spricht. So sind zum Beispiel aus dem Ruhrgebiet Verbindungen bis an die englische Ostkueste -mit sehr starken Signalen- moeglich. Aber man beobachtet dann, dass kaum Verbindungen ueber groessere Entfernungen gelingen. -Advektionsinversionen Advektionsinversionen sind fuer den UKW-DXer die interessanteste Art aller Inversionen. Diese Inversionen entstehen, wenn sich grossflaechig Warmluft in der Hoehe ueber kaeltere Luftschichten in Bodennaehe legt. Sie bilden sich meistens, wenn vom Mittelmeer Warmluft oder subtropische Luft aus Richtung Suedwest nach Deutschland einstroemt. Zuvor zieht dann ein Hochdruckgebiet in Richtung Osten ab. Bei diesen Wetterlagen bildet sich ein sogenannter Duct (Schlauch), so dass es besonders, in eine bestimmte Richtung, zu sehr guten ]berreichweiten kommt. Diese Schlaeuche entstehen, wenn zwei Inversionsschichten uebereinander liegen. Da sich dieser Duct auch verschieben kann, tritt hier auch QSB auf. Diese Schichten wandern also, und manchmal aendern sich durch Verlaengerung oder Verkuerzung dieses Ducts die Bedingungen sehr schnell. Das fuehrt z. B. dazu, dass Stationen in Polen sehr gut nach England arbeiten koennen, wobei die Signalstaerken sehr hoch sind. Die Reichweiten sind hier ebenfalls sehr gross, koennen aber nur erzielt werden, wenn man selber an einem Ende bzw. auch auf Hoehe dieses Schlauches ist. So ein Duct kann z.B. in Muenchen bei 1000 Metern beginnen und in Schottland bei 500 Metern enden. Die Hoehe kann also vom Anfang eines Schlauches bis zum Ende unterschiedlich sein. Bei diesen Inversionen kommt es also auch zu einer Art "toten Zone", weil dieser "Schlauch" ueber ein ganzes Land hinweggehen kann. So konnten schon Funkamateure aus Polen, ueber Deutschland hinweg Verbindungen mit England oder Irland ausnutzen, waehrend in Deutschland keine oder nur sehr schwache Signale zu hoeren waren. In dieser "toten Zone" -unterhalb dieses Schlauches- koennen die Ausbreitungsbedingungen dann ganz normal oder sogar schlechter als normal sein. Stationen, die unterhalb oder oberhalb dieser Schicht liegen, koennen oft auch von diesen Duct profitieren, weil diese Ducts Loecher haben. Die Signalstaerken sind dann nicht so gross, oft sogar sehr schwach und es kommt zu starkem QSB durch die Streuung der Signale. Reichweiten bis zu 1200 km und auch mehr, koennen hier ueberbrueckt werden. Je groesser die Temperaturumkehrung ist, desto besser sind die Chancen auf weite DX- Verbindungen. Schon mit geringer Sendeleistung und einer Yagi- Antenne ergeben sich hier hervorragende DX-Verbindungen. Auch hier sollte man Band und Baken intensiv beobachten, um die entsprechende Antennen- richtung zu ermitteln. Es empfiehlt sich, auch auf solche Baken zu achten, die man sonst nicht hoeren kann. Bedingt durch diese Ducts kann es sein, dass manche Baken mit normalen Rapporten einfallen, weil der Duct ueber sie hinweggeht. Oftmals sind dann aber Baken in sehr grosser Entfernung zu hoeren, die man sonst nicht aufnimmt. Deshalb koennen Bakensignale bei dieser Ductbildung auch truegerisch sein. Ducts koennen ueber laengere Zeit anhalten. Sie werden ebenfalls durch starke Sonneneinstrahlung aufgeloest. -Absinkinversionen Sie bilden sich aus, wenn sich bei einer Hochdrucklage absinkende Warmluft durch steigenden Druck erwaermt. Auch hier befindet sich dann warme Luft ueber einer kaelteren Luftschicht. ======================================================================== Vy 73 es gd DX de Ralf. PS: Irrtuemer und Fehler vorbehalten. Daher sind alle Angaben nach bestem Wissen, aber ohne Gewaehr. DL8RJ @ DB0END