UKW-DX: Tips zum Kontestbetrieb. Von: Ralf, DL8RJ (dl8rj@darc.de) Organisation und Betriebstechnik bei UKW-Wettbewerben Organisatorische Hinweise: Jedes Jahr werden zu festgelegten Terminen große UKW-Wettbewerbe durchge- führt, die über einen Zeitraum von 24 Stunden laufen. Diese Wettbewerbe sind immer am Wochenende von Samstag auf Sonntag. Darüber hinaus, gibt es aber auch viele kleinere Wettbewerbe, an denen man sich aktiv beteiligen kann. Diese kleineren Wettbewerbe dauern oft nur wenige Stunden und sind von den Teilnahmebedingungen recht unterschiedlich. (Ausschreibungen in der CQ DL beachten.) Bei den großen, internationalen Wettbewerben, werden in der Regel folgende Daten ausgetauscht: Call, RST, laufende QSO-Nr. und Locator. (Reihenfolge bei der Übermittlung beachten) Diese Daten müssen korrekt übermittelt, aufgenommen und im Logbuch festgehalten werden. Aus einem Fehler resultiert später ein Punktabzug beim Auswerten des Wettbewerbs. Es erfolgt eine Unterteilung in Einmann- und Mehrmannbetrieb, sowie Amateurfunkband. Jeder überbrückte Kilometer zählt einen Punkt. Wer die höchste Punktzahl erreicht hat, hat den Kontest gewonnen. Wenn man als Einmann-Station teilnehmen möchte, wird es eine anstrengende Sache. Bei Mehrmann-Stationen können sich die Operateure abwechseln und somit auch entsprechende Pausen einlegen. Eine gute Betriebstechnik erhöht die Chancen auf Erfolg. Um eine hohe Platzierung zu erreichen, ist eine gute Stationsausrüstung erforderlich, und der Standort sollte auch exponiert sein. Viele OM oder Kontestgruppen veran- stalten dann einen Fieldday, z.B. als Portabelstation aus einem Zelt oder Wohnwagen unter Verwendung des Rufzeichens einer Klubstation. Eine vernünftige Einsatzplanung, welche die Fähigkeiten und persönlichen Belange der einzelnen Operateure berücksichtigt, ist absolut notwendig. Eine Packet Radio- Verbindung zum nächsten DX-Cluster kann während der Nachtstunden eine große Unterstützung sein. Vor dem eigentlichen Kontestbeginn wird die Station komplett aufgebaut und auf Funktion überprüft. Endstufen werden abgestimmt und die vorhandenen Computer mit einem Kontestprogramm eingerichtet. Ferner sollten die Baken abgehört werden, um die Ausbreitungsbedingungen zu beurteilen. Es sind unbedingt Kopfhörer hoher Güte zu verwenden. Bei Mehrmannbetrieb empfiehlt es sich zwei Kopfhörer am Empfänger anzuschließen. Hierbei kann man einen handelsüblichen NF-Adapter verwenden. Allerdings sollte man diese Anordnung, vorher ausgiebig prüfen, damit es hinterher im Kontest auch wirklich funktioniert. Danach kann man sich eine freie QRG suchen, um vor Beginn des Wettbewerbes noch einige QSOs zu fahren. Dabei kann man die Gegenstationen um Modulationsrapporte und um Beurteilung der Güte des Signals (Breitbandigkeit, Splattern) bitten und ggf. auch noch einige Einstellungen verändern. Wenn man einen gutes Ergebnis erreichen will, ist es zu empfehlen, auf einer Frequenz zu rufen. Gerade in den ersten beiden Stunden geht es sehr hektisch zu. Bei Mehrmann-Betrieb sollten dann erfahrene Operateure an der Station sitzen. Es kommen in der ersten Stunde schon sehr oft über 60 QSOs zustande. Das bedeutet mindestens ein QSO pro Minute. Hier muss man Ruhe bewahren und die Übersicht behalten. Viele Wettbewerbe werden schon mit den erreichten Punkten während der ersten 4 bis 6 Stunden entschieden. Als Newcomer ist man hier möglicherweise überfordert und sollte auf Tipps und Ratschläge der erfahrenen OM hören. Bei Mehrmann-Betrieb sollten besser zwei Operateure an der Station sitzen. Der Chief-Operator führt ein Handlog. Der zweite Operator tippt die Verbindungen in den Computer. Bei diesen Tätigkeiten kann man sich nach einer gewissen Zeit ablösen. Grundsätzlich muss die Station immer besetzt sein wenn eine gutes Ergebnis erreicht werden soll. Sollten Schwierigkeiten mit der EDV auftreten, dann kann der Operator im Kontest weiter arbeiten, während die EDV im Hintergrund wieder repariert wird. Die Daten können dann leicht aus dem Handlog editiert werden. Durch diese Vorgehensweise werden Verzögerungen vermieden und der Kontestbetrieb kann fortgeführt werden, ohne das Unterbrechungen nötig werden. Als Einmann-Station (Anfänger) kann man hier nur Erfahrungen sammeln und sollte die persönlichen Erwartungen nicht zu hoch ansetzen. Da hier der zweite Operateur fehlt, muss man einige Dinge etwas anders organisieren, denn gemäß den Ausschreibungsbedingungen muss man wirklich alleine an der Station sitzen. Selbst ein SWL, der die Daten in den Rechner tippt, ist laut Wettbewerbsbedingungen nicht erlaubt. Außerdem muss man sich entscheiden, ob man ein Handlog, Computerlog oder statt des Computers eine Abstreichliste führt, um Doppelverbindungen zu vermeiden. Körperliche und geistige Belastung des Single-Operators sind in solchen Wettbewerben sehr hoch, ganz besonders, wenn man eine hohe Punktzahl erreichen will. Während der Nachtstunden sollten aber einige Stunden Schlaf eingeplant werden. Hinweise zur Betriebstechnik: Die Betriebstechnik in einem Wettbewerb passt sich der jeweiligen Aktivität an. Je weniger Aktivität desto länger der eigene CQ-Ruf. Austausch von Call, RST, QSO-Nr. und Locator sollten auch in dieser Reihenfolge erfolgen. Höflichkeitsfloskeln gehören dazu, sollten aber nicht übertrieben werden. Beispiel: "Guten Tag, Sie erhalten 59001 aus JO31MI, QSL? (Roger?)" Die Gegenstation antwortet: "QSL, Sie erhalten 59007 aus JO33FG, QSL? (Roger?)" Sie antworten wieder: "Roger, 73 und viel Erfolg im Kontest". Danach erfolgt sofort ein neuer CQ-Ruf bzw. die Frage: "QRZ?" "QSL?" ist hier nicht die Frage nach einer QSL-Karte, sondern die Frage, ob alle Daten angekommen und verstanden wurden. Sie rufen sofort weiter: "CQ Contest, cq Contest von DL0XYZ/p, DL0XYZ/P ruft cq Kontest und hört." Es ist nicht nötig, die empfangenen Daten zu wiederholen, es sei denn, dass die Ver- bindung sehr schwierig ist (QRM, QSB). So spart man Zeit und hat eine schnelle Betriebsabwicklung. Wenn man von mehreren Stationen gleichzeitig angerufen wird, sucht man sich eine heraus und bittet die anderen Stationen um QRX. Hierbei arbeitet man zuerst die leiseste Station, die man gehört hat, denn die ist oft auch am weitesten entfernt. Wenn das QSO gelaufen ist, ruft man sofort wieder "QRZ?" und hört auf weitere anrufende Stationen. Wichtig ist, dass man bei einem "Pile up" ruhig bleibt und sich nicht aus seinem Konzept bringen lässt. Es gehört etwas Übung dazu, ein "selektives Gehör" zu entwickeln, und besonders Newcomer haben damit Probleme. Wenn man zum Beispiel als SWL aktiv war, fällt es einem nicht mehr schwer. Wenn die eigene Antenne einen schmalen Öffnungswinkel hat, muss häufiger die Antennenrichtung geändert werden. Spätestens nach 10 Minuten erfolglosem Rufen sollte man die Antenne etwa 30 bis 45 Grad weiterdrehen. In der Nacht ist es auf allen Frequenzen viel ruhiger. Es empfiehlt sich dann, das Band nach Stationen abzusuchen, die man noch nicht gearbeitet hat. In der Regel kommen jetzt nicht mehr so viele QSOs zusammen. Manchmal ist es wirklich sehr mühsam, noch eine Verbindung zustande zu bringen. Dafür sind die Punkte je QSO aber höher. Hier ist das DX-Cluster jetzt eine große Hilfe. DX-Stationen werden angezeigt und können möglicherweise auch noch erreicht werden. Eventuell können jetzt auch die vorab vereinbarten Skeds abgewickelt werden. Es lohnt sich auch die Baken nochmals zu beobachten und Rückschlüsse auf die Ausbreitungsbe- dingungen zu ziehen. Erfahrungsgemäß steigt die Aktivität am kommenden Tag nochmals an. Sonntags zwischen 9:00 und 12:00 Uhr Ortszeit ist das Band wieder stärker belebt. Sehr oft gelingen dann Kontakte mit OK oder G bzw. GW. Dazu muss man wieder konsequent auf einer freien Frequenz rufen und die Antenne entsprechend drehen, wenn man keine Antwort erhält. Gegen Kontestende drehen viele Stationen noch einmal über das Band. Wer jetzt aufpasst und weiter ruft, kann bis zum Ende des Wettbewerbs noch viele Stationen erreichen. Mit folgenden Problemen muss man im Kontest immer rechnen: Starkes QRM durch hohe Aktivitäten auf dem Band Zeitweise geringe Aktivität in den Nachtstunden Technische Probleme an der gesamten Anlage und der Stromversorgung, bei Betrieb mit einem Stromerzeuger Probleme mit dem SWR der Antennen durch Witterungseinflüsse Plötzlich aufkommender Wind kann Mast und Antennen gefährden Bei Gewitter ist größte Vorsicht geboten (Lieber für eine gewisse Zeit den Funkbetrieb einstellen, und sämtliche Kabelverbindungen zur Stromversorgung und zur Antenne trennen und erden)