Ich bin Physiker, Jahrgang '67, und komme aus Sachsen. Neben Amateurfunk interessiere ich mich für Philatelie, Eisenbahnen und Geschichte.
Kurz nachdem ich Ende September 1993 meine erste Genehmigung als DG0LFH in der Tasche hatte, verbrachte ich einige Monate beruflich in Nizza. Vom Büchergeld kaufte ich mir gleich ein gebrauchtes Duoband-Handfunkgerät. Das funktioniert immer noch!
Ohne Morseprüfung war man damals bekanntlich auf 144 MHz und höhere Frequenzen, also die Ultrakurzwellen, beschränkt. Das heißt also - wenn man nicht viel Aufwand treibt und auch nicht zufällig von Überreichweiten profitiert - gemeinhin nicht viel mehr als Sichtverbindung. Von oben sieht man am meisten, also habe ich immer lieber die höhergelegenen Orte aufgesucht, als am Strand zu faulenzen. Vom Observatoire de Nice, von Eze-Village, oder von einem Paß zwischen Sospel und Menton ging's mit einem selbstgebastelten Dipol bis Korsika, Marseille und in die Gegend von Genua. Zu Fuß von St. Etienne de Tinée (1200 m) bis zur Cîme de la Bonnette (2860 m), und dann nach einer knappen Handvoll Verbindungen wieder 'runtergetrampt wegen aufziehenden Gewitters ... müßte man eigentlich mal wieder machen - SOTA gab's ja damals noch nicht ... Danke an die Funkfreunde in Nizza und den Radioklub von Antibes, die mir auch halfen, mein Französisch zu verbessern!
Hin und wieder ein Abstecher nach Italien, in die Schweiz oder auch mal in die Heimat, überall schleppte ich die "Quasselkiste" mit. Etwas enttäschend die Verbindungsausbeute vom Gornergrat, umso überraschender die gelegentlichen Mobilverbindungen aus dem Bus oder Zug.
Zurück in Deutschland trat ich dem DARC-Ortsverband Y 09 Potsdam bei. Der hatte 1993 seine Klubstation an der Universität aufgeben müssen. Einer meiner Kollegen dort klagte noch bis zur nächsten Renovierung über das Loch im Fensterrahmen vor seinem Schreibtisch, durch das das Antennenkabel ging. Bei Y09 blieb ich bis März 2004.
Arbeiten in Potsdam hieß ja wieder "Flachland", aber in der Berliner Gegend gibt es durchaus einige VHF-freundliche prominente Punkte. Das Flachdach vom Institut war schon mal gar nicht so schlecht. Höhepunkt: eine Verbindung mit der Ostseeküste. Der Hellersdorfer Berg und der Ahrensfelder Berg, die ich leicht von meiner Wohnung in Berlin-Lichtenberg erreichen konnte, waren gute Portabelstandorte - deutlich von der Umgebung abgehoben, wenig bewachsen, da konnte man DOK und Kleinfelder sammeln ... bis sich drahtlose Kopfhörer und dergleichen "unwissenschaftliche" Anwendungen im 70-cm-Band breitmachten. Andere Hügel im Brandenburgischen habe ich auch ausprobiert, aber die meisten davon fand ich zu stark bewaldet oder zu weit weg vom Quartier.
Auf einem Höhenrücken nördlich von Geringswalde steht ein schöner Aussichtsturm in guter Funklage. Der war aber lange Zeit nicht öffentlich zugänglich (inzwischen hat sich der Geringswalder CB-Club dankenswerterweise seiner angenommen). Aber auch schon vom Fuß des Turms läßt es sich gut funken, auf UKW bis weit nördlich von Berlin
Im Januar 1998 holte ich endlich die Telegrafieprüfung nach (noch für 20 Mark, ein paar Wochen später wurde es empfindlich teurer) und bekam das neue Rufzeichen DL2LFH. Damals musste man noch Morse-Kenntnisse nachweisen, um auf Kurzwelle funken zu dürfen. Das hieß aber nicht, daß ich nun gleich ganz und gar "umstieg", hatte ja noch keine "Kurzwellenmaschine". Die stellte sich in Form eines nicht mehr ganz taufrischen FT-757GX ein. Leistungsregler weit links und trotzdem noch Verbindungen nach Sibirien, Südafrika und Südamerika, die Sonne hat's möglich gemacht.
1997/98 arbeitete ich in Katlenburg-Lindau am Harz, nutzte gelegentlich die Klubstation am Institut für Aeronomie und fuhr auch mal in den Harz zum UKW-Wettbewerb.
Morsetelegrafie ist inzwischen meine bevorzugte Betriebsart, und mal eben aus Spaß bin ich ein paar Telegrafie-Klubs beigetreten, die keinen Beitrag weiter verlangen ;-):
Ab Oktober 1998 arbeitete ich an der Brunel University in Uxbridge, Hillingdon Borough, London, und funkte erst als M/DL2LFH/p und von Januar 1999 bis Juli 2000 als M0CEF. Dort gab es eine Klubstation, die aber kaum noch genutzt und im Mai 1999 geschlossen wurde, so dass mir nur 2 m und 6 m blieben, auf 70 cm war schon damals nicht viel los.
2000 - 2004 habe ich meistens mit einem QRP Plus portabel aus Potsdam gefunkt. Dank der noch aktiven Sonne reichten 5 W und eine Behelfsantenne bis Sibirien und Chile. Hin und wieder habe ich auch mal bei einem UKW-Wettbewerb mitgemischt, mit Vorliebe auf 70 cm, und habe beim Feldtag am Heiligen See die Klubstation bedient.
Im April 2004 zog ich nach Bristol und wechselte zum Ortsverband W21 Merseburg. Nach einiger Zeit als M/DL2LFH/p holte ich mein britisches Rufzeichen wieder aus der Versenkung und trat der RSGB bei. Seit Ende 2005 wohnte ich in West Yorkshire, zwischen Leeds und Bradford, und blieb in Telegrafie aktiv, meistens mit QRP, hin und wieder mit dem reparierten alten Yaesu, und einer Drahtantenne.
Im Sommer 2012 meinten die Briten, sie hätten nichts mehr für mich zu tun. Im September packte ich also meinen Funkkoffer und mich aufs Fahrrad, in den Zug und und auf die Fähre und zog nach Hannover um, wo ich neue Arbeit gefunden hatte. Dann war ich erst einmal portabel aus JO42 zu hören, bis ich einen neuen festen Standort im selben Locatorfeld fand. Der QRP Plus hat leider unterdessen den Geist aufgegeben, statt dessen muss ein HB-1A auf Reisen einspringen. Manchmal finde ich aber wochenlang keine Zeit mehr zum Funken.
Wenn so viele Funkamateure Besitzer von VHF- und UHF-Geräten sind, warum antwortet fast niemand auf einen Anruf auf 145,500 oder 433,500 MHz?
Relais sind nützlich, wenn man Hilfe braucht (vorausgesetzt, jemand hört zu), aber es ist keine Kunst, damit Weitverbindungen zu erreichen. Deswegen halte ich auch von Echolink und dergleichen nicht viel, denn dabei tritt die Funkverbindung der zwischengeschalteten Technik gegenüber in den Hintergrund. Aber wie sagte doch der alte Fritz? Jeder möge nach seiner Façon selig werden ...
Mobilbetrieb aus dem Auto ist nichts Aufregendes mehr. Schon mal aus der Eisenbahn gefunkt? Als das Schönes-Wochenende-Ticket noch wirklich preiswert war, bin ich damit kreuz und quer durch die deutschen Lande gefahren und habe im Vorbeifahren Ortsverbandskenner gesammelt - wenn es der Waggon zuließ, d. h. die Fenster nicht metallbedampft waren. Die sind leider selten geworden.
Die gegenwärtige Flut von Sonder-DOK macht keinen Spaß mehr. Ihre Anzahl übertrifft schon die der richtigen DOK, aufgelöste und vereinigte Ortsverbände eingerechnet. Funkfreunde, stellt mal die eigenen DOK "in die Luft", und das auch auf Bändern (z. B. 12 m oder 70 cm) und in Betriebsarten, die ihr sonst selten nutzt!
Warum geben Stationen mit Sonderrufzeichen so selten brauchbare Informationen über ihre Standorte? Manchmal stehen diese nicht einmal auf den QSL-Karten! Dann höre ich doch lieber statt 10 Sonderstationen eine Portabelstation mit einem ganz gewöhnlichen Individualrufzeichen, aber aus einem Ort, wo sonst kein Funkamateur wohnt.
Mobilbetrieb mit dem Fahrrad macht bestimmt Spaß - nur muß ich mir noch etwas für die Antennenbefestigung einfallen lassen.
Weder LotW noch eQSL haben die Flexibilität der klassischen QSL-Karte erreicht, auf die man schreiben kann, soviel daraufpasst. Stichwort Standort! Da gibt es mehr interessante Dinge als nur das DXCC-Gebiet (Verwaltungseinheit, Planquadrat, IOTA, SOTA, COTA ...) Darum finde ich es sehr traurig, wenn jemand ausschließlich auf elektronischen Bestätigungen besteht. Bitte, liebe Contester, antwortet auch auf "altmodische" QSL-Anforderungen, oder sucht euch einen Manager, der es für euch tut.
vy 73 de DL2LFH
Jan-Martin Hertzsch
e-mail
Zu meiner Amateurfunk-Hauptseite
Keine Garantie für Funktion oder Inhalt von Hyperlinks.
2019-02-19